
Vogtsburg
Ein Strategiekonzept für Vogtsburg
Die Motivation
Die Stadt Vogtsburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Für die Umsetzung wünschte sich Bürgermeister Benjamin Bohn ein zukunftsweisendes Strategiekonzept, das einer zukünftigen Klimaschutzmanagerin und anderen Beteiligten vor Ort eine klare Handlungsgrundlage und konkrete Lösungen an die Hand gibt.

Key-Facts Vogtsburg
- Bevölkerung 6.200 Menschen
- Sieben dörfliche Ortsteile auf 37 km² im Kaiserstuhl bis an die Rheinauen
- Bürgermeister: Benjamin Bohn
- Weitere Infos: vogtsburg.de
Das Ergebnis
Das Strategiekonzept zeigt: Vogtsburg wird seinen Wärme- und Strombedarf selbst decken können – vorausgesetzt, alle Potenziale werden genutzt, um erneuerbare Energien auszubauen und Energie einzusparen. Es umfasst einen Katalog mit 21 ausformulierten Maßnahmen, eine Hemmnis-Analyse, die vorausschauend Lösungsstrategien benennt, und eine Erfolgskontrolle, für die klare Indikatoren entwickelt wurden. Der Zeithorizont beträgt drei Jahre.
Sieben Handlungsfelder
Sieben Bereiche wurden adressiert:
Eine Vision als Kompass
Zu Beginn erarbeiteten unsere Fachleute gemeinsam mit Bürgermeister, Klimaschutzmanagerin und Bauamtsmitarbeiter eine langfristige Vision mit konkreten Zwischenzielen. Sie dienen als Kompass bei künftigen Entscheidungen.
„Als Kommune können wir zum Klimaschutz auf verschiedene Weise beitragen. Durch das Quartierskonzept haben wir unsere Wirkungsräume bestmöglich abgedeckt. Wir haben uns vorgenommen weitere, konkrete Maßnahmen selbst umzusetzen, wichtige Rahmenbedingungen und Infrastruktur zu schaffen und Bürgerinnen und Bürger sowie unsere Mitarbeiter zu informieren. Mit unserem Handeln wollen wir ein Vorbild sein und es soll Bürgerinnen und Bürger, sowie Unternehmen ermutigen, selbst auch tätig zu werden.“

Benjamin Bohn, Bürgermeister
Analyse & Entdeckung der Potenziale
Die Ist-Situation Vogtsburgs wurde anhand des erhobenen Endenergieverbrauchs und einer CO2-Bilanz bewertet. Eine Gegenüberstellung lokaler Erzeugung versus Energieimporte zeigte, dass der Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort die regionale Wertschöpfung deutlich erhöhe.
Bereits 77 Prozent des Strombedarfs stammen heute schon aus erneuerbaren Energiequellen, z.B. aus einer großen Freiflächenanlage – mit viel weiterem Potenzial auf privaten Dächern und Freiflächen. Bei der Wärmeerzeugung verspricht der Umstieg auf erneuerbarer Energien, etwa durch Wärmepumpen, ebenfalls eine hohe CO2-Einsparung. Eine Besonderheit: Im Weinbaugebiet bietet sich auch das viele Rebholz als Biomasse an.
Für Analysen innerhalb der Handlungsfelder Mobilität und Klimaanpassung fanden Begehungen statt, etwa um Risikostellen oder Möglichkeiten für Fahrradstraßen zu identifizieren.
Schwerpunkt Bürgerbeteiligung
Eine nachhaltige Entwicklung braucht neben technischen Lösungen vor allem Menschen, die den Wandel mittragen. Mehrere Workshops sorgten deshalb für eine aktive Bürger*innen-Beteiligung und bezogen kommunale Verwaltungsleute in die Maßnahmenentwicklung mit ein.
Bei einer Auftaktveranstaltung mit anschließendem Workshop erläuterten unsere Fachleute die Energie- und CO2-Bilanz und entwickelten gemeinsam mit den Bürger*innen erste Maßnahmen.
Ein weiterer Workshop für Bürger*innen widmete sich der Klimaanpassung. Er zielte darauf ab, zunächst für das Thema zu sensibilisieren, um dann Aktionen, z.B. für den Hitzeschutz oder zur Starkregenprävention zu entwerfen.
In einem dritten verwaltungsinternen Workshop diskutierten Verwaltungsleute, welche Hebel ihnen zu Verfügung stünden, um Energie einzusparen. Auch diese Ergebnisse fanden Eingang in die Gesamtstrategie mit Maßnahmenkatalog.

Eine Abschlussveranstaltung gab unseren Fachleuten Raum, alle Maßnahmen noch einmal vorzustellen und nächste Umsetzungsschritte zu diskutieren. Dies geschah im Rahmen eine „Marktes der Möglichkeiten“, bei dem sich lokale Unternehmen, die rund um das Thema Energie tätig sind, zu präsentieren.
Indem die Stadt interessierte Bürger*innen durch öffentliche Beteiligungsaktivitäten einbindet, stärkt sie nicht nur die Gemeinschaft, sondern steigert das Verständnis und Bewusstsein für das Thema Klimaanpassung.
Maßnahmensteckbrief
Um ein möglichst konkretes praktisches Instrumentarium an die Hand zu geben, erhielt jede entwickelte Maßnahme einen ausführlichen Steckbrief, der folgende Aspekte umfasst:
Konkrete Ziele, Zielgruppen, beteiligte Akteur*innen, Zuständigkeiten, Ausgangslage und Beschreibung, nächste Schritte, Haushaltbelastung, Priorisierung, Erfolgsindikatoren.
Ausblick
Das Beispiel Vogtsburg zeigt, wie durch gezielte Maßnahmen und partizipative Prozesse ein nachhaltiges Strategiekonzept entstehen kann, das langfristig sowohl ökonomisch als auch ökologisch wertvoll ist.
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